Die Hungerstreiker
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"Wir wünschen nicht, als 'einfache Gefangene' behandelt zu werden. Wir gestehen kein Verbrechen, ausser, die Liebe eines Menschen zu seinem Land und seinem Volk ist ein Verbrechen."
                              Bobby Sands in seinem Tagebuch, 10.03.1981

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Margaret Thatcher

Bei ihrem Amtsantritt 1979 hat Margaret Thatcher von der Konservativen Partei Grossbritaniens geschworen, die IRA auszuradieren. Dass ihr das nie gelungen ist, sei noch milde ausgedrückt. Die brutalen Methoden, die sie wählte, um den Durst vom Grossteil der Öffentlichkeit, die nach IRA-Blut schrie, zu stillen, machten die Letzteren nur noch viel fanatischer und entschlossener als zuvor, den Kampf für ihr Volk weiterzuführen. Die Hungerstreiker sind der beste Beispiel dafür.
 
1976 wurde allen Häftlingen, die wegen ihren (angeblichen) Aktivitäten bei der IRA und der INLA (Irish National Liberation Army) inhaftiert waren, der Status von politischen Gefangenen entzogen. Sie waren damit quasi "einfache" Kriminelle. Dementsprechend konnten die Gefängnissoffiziellen mit ihnen machen, was sie wollten. Das nahm zumeist brutale und unmenschliche Formen an. Die Gefangenen wurden regelmässig geschlagen, gefoltert, erniedrigt, und monatelang in Einzelhaft gehalten. Die entschlossensten Republikaner, und es gab viele davon, hielten dagegen. Sie weigerten sich, auch nur irgendwas zu tun, womit man sie als einfache Kriminellen identifizieren hätte können. Sie blieben lieber nackt, als die Häftlingskleidung anzuziehen. Sie lehnten ihre Rechte auf Besuch und offizielle Post ab, sahen ihre Familien und Freunde jahrelang nicht, und kommunizierten mit ihnen per Mitteilungen, die rein/rausgeschmuggelt wurden mit Hilfe von anderen Gefangenen, die Besuch kriegten. Sie wurden auch von der Brutalität der Gefängnissmitarbeiter nicht gebrochen...aber vor allem um ihren körperlich und geistig schwächeren Kammeraden die Hölle zu ersparen, opferten einige der besten Leute von IRA und INLA ihr Leben durch Hungerstreik.
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H-Blocks, Long Kesh Gefängnis
Der Hungerstreik ist die höchste Form des Protests eines Gefangenen gegen seine Behandlung im Gefängnis. Diese Methode wurde von den IRA-Gefangenen einige Male angewendet, um den Status eines politischen Gefangenen zu erhalten. Thatcher hörte weder auf diese, noch irgendandere Forderung der irischen Häftlinge, plapperte stattdessen immer wieder den Satz heraus, dass es keine politische Gewalt gäbe. 1980 waren 7 Männer aus Long Kesh und 3 Frauen aus Armagh auf Hungerstreik, als ihnen vom britischen Regierungsangehoerigen Allison deutliche Verbesserungen der Konditionen für die IRA-Gefangenen versprochen wurde. Der Streik ging ohne Todesopfer zu Ende, doch von den versprochenen Verbesserungen sah man nichts, und die Regierung behauptete, dass keine Konzessionen für die IRA-Leute jemals in Frage kamen.
 

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Bobby Sands MP

Dieses Verhalten der Briten hat die irischen Häftlinge weiter aufgebracht. 1981 gingen weitere 10 Leute auf Hungerstreik. Angeführt wurden sie von Bobby Sands, einem der stärksten und patriotischsten Republikaner im H-Block (Long Kesh Gefängnis). Er bestand darauf, den Streik 2 Wochen vor den anderen anzufangen, mit der Hoffnung, dass sein Tod seine Kammeraden erlöst, und die britische Regierung die 5 Forderungen der republikanischen Häftlinge erfüllt. Diese Hoffnung hatte er tatsächlich, denn die Forderungen waren weder extravagant noch unrealistisch. Es wurde verlangt:
 
-Das Recht, die Gefängnisuniform nicht zu tragen.
-Das Recht, keine Gefängnisarbeit auszuführen.
-Das Recht, sich mit anderen Häftlingen frein unterhlten zu können.
-Das Recht, seine Freizeitaktivitäten selbst zu gestalten.
-Das Recht auf einen Besuch, einen Brief und ein Paket pro Woche.
 
Doch Thatcher wollte in keinem Punkt nachgeben, und so verstarb Bobby Sands nach 66 Tagen Hunger, bereits als Mitglied des Parlaments von Westminster: die katholische Bevölkerung hatte sich intensiv   ä dafür eingesetzt, dass er den Platz eines plötzlich verstorbenen Deputaten einnimmt. Joe McDonnell, der gleich nach Bobbys Tod mit dem Streik angefangen hatte, verpasste den Sieg bei den Wahlen in seiner Region nur um 315 Stimmen. Insgesamt haben 10 Leute von Mai bis August 1981 den langen und schrecklichen Tod durch Hunger gefunden, um ihren Status der politischen Gefangenen zu bewahren. Hier sind sie, möge Gott mit ihren Seelen gnädig sein:
 
Bobby Sands, MP (Alter: 27, IRA, Geburtsort: Rathcoole, Belfast, streikte 01.03 - 05.05, 66 Tage)
Frank Hughes (25, IRA, South Derry, 15.03 - 12.05, 59 Tage)
Patsy OHara (24, IRA, Derry City, 22.03 - 21.05, 61 Tage)
Ray McCreesh (24, IRA, South Armagh, 22.03 - 21.05, 61 Tage)
Joe McDonnell (30, IRA, Belfast, 09.05 - 08.07, 61 Tage)
Martin Hurson (24, IRA, East Tyrone, 29.05 - 14.07, 46 Tage)
Kevin Lynch (25, INLA, North Derry, 23.05 - 01.08, 71 Tage)
Kieran Doherty (25, IRA, Belfast, 22.05 - 02. 08, 73 Tage)
Tom McElwee (25, IRA, South Derry, 08.06 - 08.08, 62 Tage)
Mickey Devine (27, INLA, Derry City, 22.06 - 20.08, 60 Tage)
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Memorial, Fords Cross
Sie starben, aber nicht ganz umsonst, wie die britische Regierung es aussehen lassen wollte. Obwohl den Häftlingen offiziell der Status von Kriegsgefangenen nicht erteilt wurde, hat man ihnen schliesslich erlaubt, ihre eigene Kleidung zu tragen, und miteinander zu kommunizieren - Rechte, die den politischen Gefangenen zustehen. Also gaben die Briten teilweise nach, obwohl sie es nie zugaben. Der Streik hatte aber noch einen anderen, wohl noch viel wichtigeren, Effekt: er brachte der republikanischen Bewegung von Ulster mehr Unterstütztung, als je zuvor. Davor hatte der Konflikt grundsätzlich einen nordirischen Charakter (trotz der IRA-Bomben in England), und selbst in Ulster hielten viele Katholiken die IRA für Terroristen, mitverantwortlich für ihr schweres Leben in der Provinz. Doch nun sah jeder, wozu die Republikaner aus Liebe zu ihrem Land und ihrem Volk bereit waren, und Thatchers Verhalten liess die Leute den Konflikt nicht mehr als "nordirisch" ansehen, sondern als einen Kampf zwischen die irische und die britische Nationen. Tausende Leute, die 1981 non-stop für die Hungerstreiker demonstrierten, und später zum Begräbnis der 10 kamen, sprechen für sich.
 
ROLL OF HONOUR

In those weary H-Block cages ten brave young Irishmen lay
hungering for justice as their young lives ebbed away,
for their rights as Irish soldiers and to free their native land
they stood beside their leader the gallant Bobby Sands.
Now they mourn Hughes in Bellaghy,
Ray McCreesh in Armagh's hill
in those narrow streets of Derry they miss O'Hara still,
they so proudly gave their young lives to break Britannia's hold
their names will be remembered as history unfolds.

So read the roll of honour for Ireland's bravest men
we must be united in memory of the ten,
England you're a monster, don't think that you have won
we will never be defeated while Ireland has such sons.

Through the war torn streets of Ulster the black flags did sadly sway
to salute ten Irish martyrs the bravest of the brave,
Joe McDonnell, Martin Hurson, Kevin Lynch, Kieran Docherty
they gave their lives for freedom with Thomas McElwee.
Michael Devin from Derry you were the last to die
with your nine brave companions with the martyred dead you lie
your souls cry out remember, our deaths are not in vain
fight on and make our homeland a nation once again.
So read the roll of honour for Ireland's bravest men
we must be united in memory of the ten,
England you're a monster, don't think that you have won
we will never be defeated while Ireland has such sons.


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