Der blutige und explosive Konflikt
Hier möchte ich versuchen, das "irische Problem" in Grossbritanien in
einer kurzen Zusammenfassung darzustellen: wieso gibt es den Nordirlandkonflikt? Warum ist Ulster seit Jahrzehnten ein heisser
Brennpunkt in der europäischen Politik? Warum die Gewalt der IRA in England? Und, vor allem, wer hat am ganzen wirklich
Schuld?
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Irland und Ulster |
Irland wurde seit der Invasion von Anglo-Normanen(XII Jh.) von Engländern
kontrolliert. Das protestantische Element wurde im siebzehnten Jahrhundert genau in die Region am stärksten reingepflanzt,
wo Jahrhunderte später Nordirland entstehen sollte. Dort, in den 6 von 9 Grafschaften von Ulster, bekamen die neuen protestantischen
Siedler aus Westschottland und England Land von der britischen Krone, und waren in den 6 Grafschaften eventuell in Mehrheit
den Katholiken gegenüber. Sie waren loyal zur britischen Krone, und bekamen deshalb viele Privilegien und Freiheiten. Für
die katholischen Bewohner der Provinz, die zumeist von der Unabhängigkeit Irlands träumten, wurde das Leben schwer, teilweise
zur Hölle. Obwohl auch in anderen Teilen der Insel das Land an die protestantischen Siedler verkauft wurde, liessen sich die
Iren dort nicht so stark unterdrücken, und der lange und harte Kampf der Patrioten für die Unabhängigkeit zeigte Anfang des
zwanzigsten Jahrhunderts endlich ihre Wirkung. Nach dem Aufstand der Republikaner am Ostermontag 1916 begann die britische
Regierung endlich zu handeln. Zuerst wurde 1920 sowohl dem Norden als auch dem Süden Irlands die Genehmigung erteilt, ihre
eigenen Regierungen zu gründen, und es gab die erste Tagung des neuen irischen Parlaments(Dail), welches vom Volk demokratisch
gewählt wurde. 1937 wurde erstmals der irische Präsident gewählt(Douglas Hyde), und die letzte Bindung zur britischen Krone
wurde dann 1948 beseitigt, als Irland auch offiziell zu einer Republik wurde. Nordirland hätte zu dem Zeitpunkt theoretisch
bereits einen Teil von Eire bilden können, wenn sich die irische Regierung während der kriegszeit klüger verhalten hätte.
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Eamon de Valera |
Eamon de Valera war eine prominente republikanische Figur, und wurde
1938 zum Taoiseach (Premierminister) Irlands gewählt. Die britische Regierung um PM Chamberlain, die sich mit dem totalen
Verlust von Eire scheinbar abgefunden hatte, versuchte damals, eine Basis für gute Verhältnisse mit Irland zu schaffen, und
so wurden auch die letzten 3 von Grossbritanien besetzten Hafenstädte an Irland zurückgegeben. Ein Jahr später brach der Zweite
Weltkrieg aus. Irland blieb neutral. Die 3 Hafenstädte waren für die Briten jedoch immens wichtig. Sie flehten de Valera an,
die Häfen wieder zur Verfügung zu stellen, und haben sich bereit erklärt, sich im Falle des Sieges mit der Vereinigung Irlands
zu befassen, scheinbar auch ohne dem bislang nötigen Einverständniss von der Unionistischen(pro-britischen und protestantischen)
Regierung Nordirlands. Doch de Valera hatte das Misstrauen gegenüber den Briten quasi im Blut, und die Neutralität seines
Landes war ihm enorm wichtig. Er sagte Nein. So kam es, wie es kommen musste: die Alliierten gewannen den Krieg und erhielten
grosszügige Geldsummen aus Amerika zum Wiederaufbau der Ekonomie, während Irland ignoriert und politisch fast isoliert wurde.
Eine noch grössere Wirkung hatte das ganze aber auf das "irische Thema" der Wiedervereinigung: sie war vom Tisch, und die
Unionistische Regierung bekam wieder alle Freiheiten, quasi als Belohnung für ihre Rolle während dem Krieg. De Valera hingegen
machte weitere Fehler. So ging er nach dem Kriegsende zur deutschen Delegation in Dublin, um sein Beileid zum Tod Hitlers
auszusprechen. Die Reaktion der Briten darauf kann man sich leicht vorstellen.
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Die unionistische Fahne von "Nordirland" |
Wenn ich sage, dass die Unionistische Regierung alle Freiheiten bekam,
dann sah das so aus: Nordirland wurde zu einem "protestantischen Land für die protestantischen Leute"(einer der Lieblingssprüche
der Unionisten). Die Behandlung von katholischen Iren in der Provinz glich immer mehr der von den Schwarzen in Amerika zum
gleichen Zeitpunkt. Ihnen wurden viele Menschenrechte untersagt, vor allem in der Grosstadt Derry, wo die Mehrheit immer noch
katholisch war. Die parlamentarischen Wahlen wurden (notfalls)geschoben, damit die Katholiken in der Regierung nie etwas zu
sagen hatten. Es durften auch nur diejenige wählen, die die Steuergelder vollständig zahlten, was die meisten katholischen
Familien sich nicht leisten konnten, weil sie auch bei der Arbeitvergabe diskriminiert wurden. Die katholischen Schulen bekamen
auch kein Geld, um die Katholiken dazu zu zwingen, ihre Kinder eventuell in die protestantischen Schulen zu schicken. Die
Irische Republikanische Armee, die nach der Bombenkampanie in England während der Kriegszeit von der britischen, und vor allem
von der irischen Regierungen auf die Knien gezwungen wurde (vor allem mit dem Konzentrationslager in Curragh für die Mitglieder),
konnte von Eire aus nichts bemerkenswertes mehr leisten. Die Probleme der Kollegen und Landsleute in Ulster konnte das Stabquartier
in Dublin kaum verstehen, betrieb stattdessen sozialistische "Sitzpolitik", und galt als militärisch tot. Auch deshalb hatte
das Parlament in Westminster kein Problem mit der Diskriminierung in Ulster, solange die dortige Regierung für Ordnung sorgen
konnte. Allzu lange hätte es unter diesen Umständen aber keine Ordnung geben können...
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Battle of Bogside |
In den späten 60ern demonstrierten die Katholiken in Ulster immer öfter
gegen ihren Status in der Provinz, und wurden dabei stets von den loyalistischen Extremisten attackiert. Elemente der Polizei
(Royal Ulster Constabulary), sowie die als "B Specials" bekannte paramilitärische Truppe von der Unionistischen Regierung,
halfen eher den Loyalisten bei den Attacken, als die Demonstranten zu beschützen. So wurden im Dezember 1968 mehrere
Studenten bei ihrem Marsch von Belfast nach Derry, mit dem sie für ihre Rechte demonstrierten, sowohl von den loyalistischen
Gangs als auch von den Polizisten mehrmals attackiert und brutal zusammengeschlagen. Die Bilder wurden weltweit im Fernsehen
gezeigt, und ernteten Stormont und Grossbritanien viel Kritik, wonach die "B Specials" sowie Stormont selbst kurzfristig aufgelöst
wurden. Die katholische Bevölkerung war bereit zum Aufstand, und jeder wusste, wann es passieren würde: jeden Sommer hielt
der extrem protestantische Orange Order (Oranien-Orden) seine Paraden, mit denen er sein Recht, durch jede Strasse in ganz
Ulster marschieren zu dürfen, demonstrierte. Natürlich marschierte er dabei auch genussvoll durch die katholischen Bezirke,
mit Bannern und Musikbands, die antikatholische Lieder spielten. Im Sommer 1969 wurde dem britischen PM Wilson von einigen
Leuten empfohlen, den Marsch der Protestanten durch die katholischen Bezirke von Derry zu verbieten. Doch er war über die
wahre Situation in der Provinz schlecht informiert, und die vielen Unionisten in seinem Parlament überredeten ihn, nicht einzuschreiten.
Am 12. August begann der Marsch, und damit auch die Revolte in der katholischen Bogside von Derry. Nach 3 Tagen des Kampfes
informierte die Nordirische Regierung den PM, dass die Polizei bald den kürzeren ziehen und womöglich überrannt werden könnte.
Somit kam die erste Gruppe von britischen Soldaten in den Ulster, um für Ordnung zu sorgen.
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Britische Soldaten in Belfast |
Die meisten katholischen Familien empfingen das Militär zunächst mit
Freude, denn sie sahen die Soldaten als ihre Beschützer gegen die brutalen Loyalisten. Bald sollte sich das Blatt wenden.
Der sektarianische Krieg ging weiter: die Loyalisten attackierten Katholiker, welche von der lokalen IRA beschützt wurden.
Doch die Briten begannen immer mehr, die IRA als den einzigen Grund für die Unruhen zu betrachten, und den protestantischen
Extremismus fast zu ignorieren. Dazu trugen auch viele Explosionen bei, die von Loyalisten selbst organisiert wurden, um die
Schuld dann auf die IRA zu schieben. Bald sahen die britischen Soldaten ruhig zu, wie die protestantischen Gangs die Häuser
der Katholiker niederbrannten und sie zur Flucht zwangen. Und die britische Regierung? Sie wollte mit dieser chaotischen Region
nichts am Hut haben. Der "Minister" für Nordirland, Reginald Maudling, kam nach Belfast und sagte den Armeekommendanten,"sie
sollen mit diesen verdammten Leuten tun, was sie wollen". Somit bildete die Armee ihre eigenen Pläne und Strategien in Ulster,
und geriet praktisch ausser Kontrolle. Der unrühmliche Höhepunkt war der "Blutige Sonntag" am 30. Januar 1972 in Derry, wo
die britischen Soldaten bei einer Demonstration 13 unbewaffnete Katholiker erschossen haben, zumeist Teenager. Die Bühne war
frei für die grosse Rückkehr der IRA.
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Ein IRA-Soldat |
Die Republikaner im Norden hatten die Nase gestrichen voll von ihren
"Kollegen" in Eire, und gründeten 1970 die Provisional IRA. Ihr erstes Ziel war, genung Waffen zu kriegen um ihre Leute in
der Provinz zu beschützen. Danach sollte zurückgerschlagen werden, um schliesslich eine grosse Kampanie gegen die Briten durchzuführen,
und sie aus der Provinz zu vertreiben. Die britische Regierung unterschätzte die Möglichkeiten der "Provos" völlig, und wachte
erst dann auf, als Bomben im Zentrum Londons Menschenleben forderten und Schaden in Milliardenhöhe anrichteten. Das war Anfang
bis Mitte der 70er Jahre. Die britische Regierung um PM Heath nahm den Kontakt zu der Führung der Provos auf, und kam ihnen
scheinbar entgegen. Natürlich konnte er die teilweise unrealistischen Forderungen der IRA, wie die sofortige Entfernung der
Truppen aus Ulster und Vereinigung mit Eire, nicht erfüllen, doch er stellte Sinn Fein, dem politischen Arm der IRA, eine
Zukunft im britischen Parlament in Sicht, falls die Letzteren Waffenstillstand erklären würden. Gleichzeitig stoppte er den
Prozess von Verhaftungen der (angeblichen) IRA-Mitglieder und -Sympathisanten ohne Gerichtsprozess. Die Provos fielen darauf
ein und riefen ihre Bombenteams in London und anderen englischen Städten auf, alle weiteren Pläne vorerst aufs Eis zu legen.
Während die meisten IRA-Freiwilligen disillusioniert und konfus waren, und nicht wussten, was da vor sich ging, führte Sinn
Fein fruchtlose Verhandlungen mit den Briten, die bald abgebrochen werden mussten, weil die Loyalisten in Ulster eine neue
Welle von selbstorganisierten (aber angeblich von IRA durchgeführten) Explosionen, sowie Ermordungen von unschuldigen Katholiken,
die unbedingt eine Gegenreaktion auslösen würden, losgetreten hatten, damit es keine Einigung zwischen den Provos und den
Briten geben könnte. Die Letzteren demonstrierten aber auch nicht gerade einen grossen Friedenswillen. Bereits kurz nach den
Verhandlungen, in 1976, entzog die Regierung den IRA-Gefangenen den politischen Status, wonach die Letzteren einer unmenschlichen
Behandlung in den Gefängnissen unterzogen wurden (mehr dazu auf der nächsten Seite). Die Provos standen also da, enorm geschwächt
und von den Briten am Verhandlungstisch betrogen, und das Leben für die Katholiker in Ulster wurde kein bisschen besser.
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Gerry Adams |
Als fast 20 Jahre später, nach einer noch stärkeren Bombencampagne der
Provos in ganz England in den 80ern und den 90ern(wo diesmal nicht nur das Militär, Politiker und Staatsangehörige, sondern
auch Zivilisten ums Leben kamen), der Leader von Sinn Fein, Gerry Adams, erneut zu Verhandlungen eingeladen wurde, war er
bereits ein erfahrener und guter Politiker, uind hatte aus den Fehlern der 70er gelernt. Die Provos stellten diesmal keine
unrealistischen Forderungen mehr, und waren bereit, eine faire demokratische Nordirische Regierung zu akzeptieren, bis die
Katholiker in Ulster in Mehrheit wären, wonach man über die Union mit Eire reden könnte. Sie liessen sich auch nicht leichtfertig
austricksen, als die Briten im Dezember 1993 einen Dokument mit der irischen Regierung unterzeichnet haben, mit der sie ihren
"Freiedenswillen" demonstrierten. Die Deklaration enthielt absolut keine nennenswerten Konzessionen für die Katholiker in
Ulster und die Provos, und war nichts als eine Propagandacoup der Britischen Regierung, um eine Euphorie in den Völkern auszulösen,
selbst heil aus dem Wasser zu kommen(also keine Konzessionen für die Terroristen zu machen), und falls die Letzteren dieses
Dokument gleich abgelehnt hätten, würde man sie als eine Hürde für den Frieden darstellen können. Adams und Kollegen verhielten
sich klug, bestanden darauf, dass die Briten die Deklaration öffentlich erklären sollten, weil sie wussten, dass es der Regierung
schwer fallen würde. Gleichzeitig gab es eine eigene Propagandacoup für Adams, in dem er den US-Präsidenten Bill Clinton in
Washington traf, und ihm den Standpunkt von Sinn Fein genau erklärte. Gleichzeitig setzte man die Bombencampagne in England
fort. Der Krieg würde nicht enden, bevor jemand von der unionistischen Seite auftauchen würde, der auch tatsächlich bereit
wäre, das Leben der Katholiker in Ulster leichter zu machen, und keine billigen Propagandaspielchen, wie die der britischen
Regierung, zu führen.
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David Trimble |
1997 schien so ein Mann endlich aufgetaucht zu sein. Er hiess David Trimble,
war (bis vor kurzem) der Leader der Unionistischen Partei Nordirlands, und spaltete diese quasi, als er im April 1998 dem
Karfreitagsabkommen seine Unterschrift setzte, dem wohl wichtigsten Dokument in der irischen Geschichte seit der Spaltung
der Insel in 1921. Es hatte die beiden Seiten auf einen sicheren Weg des Friedens bringen sollen: ein neues Parlament wurde
in Stormont eroffnet, wo Sinn Fein erstmals anwesend war, und zusammen mit John Hume's moderaten nationalistischen Partei
SDLP die katholische Gemeinde vertreten hat. Die amerikanische Regierung rund um Bill Clinton hat sich energisch fur das Abkommen
eingesetzt, und es wurden alle grossen paramilitarischen Gruppen auf beiden Seiten in den Friedensprozess reingezogen. Trimble
wurde sofort mit dem Nobelfriedenspreis ausgezeichnet - wie es sich herausstellen sollte, viel zu uberhastet. Dass er von
seinen alten Wegen (die ihn zuvor zum Beispiel an der Seite des bekannten loyalistischen Terroristen Billy Wright um das Recht
der Loyalisten, durch die katholische Garvaghy Road in Portadown triumphal marschieren zu durfen, protestieren sahen) ganz
abkommen wurde, sollte Wunschdenken bleiben. Der Hauptgrund dafur war der enorme Druck, dem er von mehreren Seiten ausgesetzt
wurde. Die moderaten Unionisten, deren Gemeinde uberwiegend fur die Unterzeichnung des Karfreitagsabkommens gestimmt hat,
waren und sind besorgt uber die Moglichkeit der Wiedervereinigung Irlands, und Trimble konnte sich nicht erlauben, es so aussehen
zu lassen, als ob er den Republikanern allzu viele Konzessionen gibt. Doch fur viele hartgesottene Loyalisten ist jede solche
Konzession, die zur Demokratisierung Nordirlands fuhrt, zuviel. Sie flockten, wie schon so oft, zu Ian Paisley, und seiner
neu gegrundeten Partei DUP, die das Karfreitagsabkommen, sowie generell die komplette Demokratisierung der Region ablehnt.
Dass das "D" in DUP tatsachlich fur "Democratic" steht, kann man nicht anders als Hohn betrachten. Auch die republikanische
Bewegung wurde gespaltet, wobei Splintergruppierungen wie die "Continuity IRA" und die "Real IRA" das Abkommen ablehnten.
Die Letzteren organisierten im November 1998 einen Bombenanschlag auf Omagh, wo viele Zivilisten (u.a. Katholiken) ums Leben
kamen. Der weltweiten Verurteilung des Aktes folgte die Verkundung des Waffenstillstandes Seitens der RIRA, sowie der republikanischen
INLA, die zuvor ebenfalls den bewaffneten Widerstand weiterfuhren wollte. Seitdem hat man lange Zeit versucht, auf dieses
monumentale Ereignis (Karfreitagsabkommen) aufzubauen, und es gab vielerseits ehrliche und gutgemeinte Versuche, den Frieden
zu festigen, und das Verhaltnis zwischen den beiden Gemeinden zu verbessern. Doch die Spannungen blieben erhalten, und manifestieren
sich immer noch in Ausbruchen von Gewalt, wie z.B. 2002 in Short Strand, sowie fast jedes Jahr im Juli, wenn die Marschsaison
des Oranienorders beginnt. Die Prasenz von Extremisten wie Ian Paisley in der Politik der Region liess den Friedensprozess
weitgehend stagnieren, bis die Radikalen (in Form von Sinn Fein, bzw. der DUP) in den letzten Wahlen erstmals die Mehrheit
der Stimmen in ihren Gemeinden ergatterten (selbst Trimble verlor seinen Sitz in Westminster, und musste resignieren). Weil
die DUP sich jedoch weigert, eine Regierung zusammen mit den Republikanern zu bilden, bleibt das nordirische Parlament aufgelost,
und die Provinz wird zwangsweise von Westminster aus regiert. Die Zukunft des Friedensprozesses bleibt, wie so vieles in dieser
Region, ungewiss.
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Wandzeichnung in einem katholischen Viertel von Derry |
Zum Schluss möchte ich noch meinen Standpunkt zu dem ganzen erklären. Ich
habe vor ca.10 Jahren angefangen, Irland und den NI Konflikt zu studieren: objektiv, ohne irgendwelche Sympathien für eine
von den Seiten zu empfinden, ohne jemals in Irland oder Grossbritanien gewesen zu sein. Ich bin weder katholisch, noch habe
ich irisches/keltisches Blut in mir fliessen. Die Sache der katholischen Gemeinde Irlands hat mich als Menschen berührt, und
für sich gewonnen. Hier möchte ich euch die Möglichkeit dazu geben, die Gründe selbst zu erforschen - ohne den republikanischen
Extremismus schönzureden, sondern mit einer einfachen kurzen Zusammenfassung des Konflikts und seinen Hintergründen, woraus
jeder seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen kann. Die jüngsten Ereignisse rund um den Irakkrieg, sowie dem sog. "Krieg gegen
den Terror" liessen mich die moderne Bedeutung von Terminen wie Demokratie nochmals überdenken. Auf jeden Fall bevorzuge ich
jedoch ein politisches System (wie auch immer man es bezeichnen mag), wo alle Menschen gleich behandelt werden, und möchte
es auch im Norden Irlands sehen. Ich wohne jetzt schon seit einiger Zeit in Schottland, geniesse die Freiheiten des hiesigen
Systems, und habe kein Verständnis dafür, dass diese einer riesigen Gruppe von Menschen drüben in den 6 Counties
so lange verweigert wurden. Ich habe keine Sympathien für die britischen Politiker, die jahrzentelang ihre Karrieren vor dem
Wunsch, das irische Problem zu lösen, gestellt haben, und den Konflikt eskalieren liessen. Auch habe ich keine Sympathien
für die britischen Medien, die traditionell grossteils entweder die ganze Komplexität des Konflikts nicht verstanden haben,
oder darum bemüht waren, die Terroristen als krank, verwirrt und unmenschlich darzustellen - womit sie ihren eigenen Leuten
einen Bärendienst erwiesen haben. Wie man es u.a. in der nächsten Sektion der Homepage sehen kann, waren ihre Feinde entgegen
solchen Stereotypen Menschen wie jeder andere auch - mit einer unendlichen Liebe für ihr Land, welches sie oft im Sinne des
Kampfes versteckten. Es hätte also Dein langjähriger Nachbar sein können, oder einer Deiner besten Freunde...und Du
hättest nichts geahnt. Ich akzeptiere die Tatsache, dass die republikanische Bewegung zu den Zeiten der "Troubles" die Gewaltcampagne
in England als den einzigen Weg dazu sah, Westminster und GB generell auf die Leiden ihrer Gemeinde aufmerksam zu machen,
verurteile jedoch die modernen kriminellen und vigilante, sowie die historischen Elemente der Bewegung, die den Weg des
Friedens ablehnten, wenn es ihn gab. Ich möchte eine friedliche Lage in der Provinz, sowie unter den beiden Gemeinden sehen,
mit der Perspektive einer Wiedervereinigung mit der Rep.Irland auf einem demokratischen Weg, weshalb ich die politische Richtung
von Sinn Féin unterstütze.
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